Re: Externen-Prüfung zur Kinderpflegerin gemacht...
von Lebendes Weib » Mi 4. Feb 2015, 05:51
Halle tantefrieda,
Danke für das Lob. Ich hatte damals ganz verzweifelt nach Infos gesucht und nur wenig gefunden. Immer nur Erzieherprüfung, da dachte ich mir im Nachhinein, das interessiert bestimmt andere auch.
Die Schule, die die Anmeldeunterlagen entgegennimmt, leitet diese nach Überprüfung auf Vollständigkeit weiter. Die staatliche Stelle erteilt dann die Zulassung zur Prüfung und teilt auch mit, wo dann diese statt finden soll. Bei uns im Bayerischen Wald waren z. B. welche aus München da, für die (11 Termine plus Vorbesprechung, Kindergarten-Hospitation etc.) war es schon sehr umständlich.
Die Prüfungen werden bis auf die zentralen Fächer (Deutsch, Psychologie/Pädagogik + Sozialpädagogische Praxis) von den Schulen selbst erstellt, daher gibt es hier keine pauschalen Antworten!
Deutsch (3 Std.): Im weitesten Sinne ein Aufsatz, genau genommen tatsächlich eine Erörterung. Es gibt auch eine mündliche Prüfung zusätzlich, dabei wird in einer Gruppendiskussion die Gesprächsführung mitsamt Argumentation usw. geprüft. Man bekommt ein Thema (wird ausgelost) zugewiesen und spricht sich dann als Gruppe von etwa 4 Personen über die jeweiligen Standpunkte, die ein jeder vertreten soll, ab. Dazu hat man 5 Minuten Zeit (mit der Zeit bin ich mir nicht mehr sicher, aber das bekommt man ja nochmal in der Vorbesprechung alles mitgeteilt). Im Gespräch selbst ist es wichtig, die auch im Kommunikatinsunterricht gelehrten Gesprächsregeln einzuhalten. Im Eifer des Gefechts kann man da schnell was vergessen, es sitzen ja auch drei Prüfer mit dabei und beobachten alles, machen sich Notizen usw. Diese Teilprüfung finde ich - gerade für Externe - eine Hürde!!
Psy/Päd. (3 Std.): Ein Fall wird beschrieben (z. B. Kindergartengruppe Käfer, neues Kind, zeigt auffälliges Verhalten so und so, Sie erleben wie das Kind augegrenzt wird, wie würden Sie das weitere Vorgehen planen) und die Aufgabe, die man dann schriftlich beantwortet, wird gestellt. Man bekommt in der Handlungssituation Informationen, die in die Antwort mit eingebunden werden müssen. Die Prüfung soll beweisen, dass man eine Situation angemessen beurteilen kann, indem man alle in Frage kommenden Aspekte berücksichtigt. Man bringt sozusagen einen Vorschlag, wie man vorgehen würde / könnte und begründet das mit den Infos aus der Aufgabenbeschreibung. Grundzüge der Psychologie und Pädagogik muss man schon drauf haben, auch mit Namen und Fakten. Eine reine Alltagspsychologie ist zwar eine gute Grundlage, reicht aber evtl. nicht aus!
SPP: Man schlägt 4 Themen vor, die man gern bearbeiten würde, zieht dann daraus 1 Aufgabe, die von den Prüfern zu den Themen erstellt wurden. Dann hat man eine Woche Zeit, sich vorzubereiten und eine schriftliche Ausarbeitung abzufassen. Die fliesst auch in die Note ein und muss vor der Prüfung 1-2 Tage eher abgegeben werden. Dann führt man mit einer Kleingruppe sein Angebot nach Plan durch. Hier ist es gut, sich vorher genau zu überlegen, was man macht, was man braucht, vorbereiten kann, welche Fallstricke es geben kann usw. Wenn man viel Praxiserfahrung hat, dürfte das aber kein Problem sein.
Über die anderen Prüfungen kann man nicht viel sagen, da die eben jede Schule anders macht. Man kann es sich in etwa vorstellen wie eine Schulaufgabe. Meist werden auch Schulaufgaben aus älteren Jahrgängen hergenommen, die dann den Prüflingen als Abschlussprüfung vorgesetzt werden. Da hat man kaum Einblick in die Themen, da da dran kommen. Es gibt wenig Eingrenzung. Meist werden Fälle beschrieben und dann lautet die Frage: Wie würden Sie religionspädagogisch / medienpädagogisch / musikpädagogisch usw. vorgehen. Ähnlich wie in Psy./Päd., nur kürzer. Man hat immer eine Stunde, Multiple Choice wird nicht gemacht, man muss eine Handlungsplanung erstellen. Manchmal werden auch einfach verschiedene Fragen gestellt, die man dann halt beantwortet. Einige Prüfungen werden auch als praktische gemacht, das ist überall anders.
Ich hoffe, nun ist es etwas klarer. Auf jeden Fall solltest du die Prüfung nicht unterschätzen. Nicht, dass sie soo schwierig ist, aber GERADE wenn man viel Erfahrung hat, geht einem das so in Fleisch und Blut über, dass man in der Prüfung vergisst, das hinzuschreiben. Z. B. schriftliche Prüfung in Hauswirtschaft: Beschreiben Sie genau, wie sie vorgehen... Wenn man nicht dran denkt, dass man auch hinschreiben muss, dass man die Kinder erst zum Händewaschen schickt, dass die Haare einen Zopfhalter brauchen und alles hergerichtet sein muss, bevor es losgeht, siehts schlecht aus. Es gibt immer ein paar Fallstricke, die man nicht übersehen darf. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, man darf sich keine einzige 5 erlauben. Wenn man aber mit mindestens 2,5 besteht, hat man zugleich die Mittlere Reife und kann sich darüber auch ein Zeugnis ausstellen lassen. Jetzt kannst du dir vielleicht das Prüfungsniveau besser vorstellen.
Viel Glück!
"Wer nicht mehr genießt, wird bald ungenießbar."