Re: Externen-Prüfung zur Kinderpflegerin gemacht...
von tantefrieda » So 23. Aug 2015, 22:57
Hallo Miteinander,
Ich habe mittlerweile erfolgreich die Externe Prüfung in Bayern geschafft.
Ich weiß nicht ob ich mit meinem Bericht Mut machen kann.
Ich hatte die Prüfung vollkommen extern als Selbstlerner absolviert. Ich hatte mich in Miesbach angemeldet
( Komme aus dem Münchner Landkreis) und mir wurde die BFS in der Tumblingerstrasse in München zugeteilt. Leider ist das System so, dass man nach Ablauf der Anmeldefrist von der Schulaufsichtsbehörde zugelassen oder abgelehnt wird und dann auch irgendeiner Schule zugeteilt wird. Wobei man den Eindruck hat, die Schule soll möglichst nicht nahe am Wohnort liegen.(Anmeldung Miesbach- Schule München, Anmeldung Starnberg- Schule Traunstein???)
Der "Tumblinger" eilt außerdem zurecht der Ruf voraus, dass sie etwas gegen die Externen haben. Denn es kann ja nicht sein, dass die eigenen Schüler zwei Jahre die Schulbank drücken und dann kommen welche von der Straße und wollen das auch machen....
Dementsprechend wird man in der Tumblinger auch behandelt. Bis auf einige wenige Info- Termine und eine veraltete Bücherliste gibt es keine Hilfestellung. Offizielle Durchfallquote 50%!!!!
Also seid froh, wenn ihr eine andere Schule bekommt. Auch wenn man für jeden blöden Termin zum Thema- Ziehen irgendwohin fahren muss, andere Schulen sind weitaus hilfsbereiter.
Die schriftlichen Prüfungen sind bayernweit zentral, mittlerweile werden den Prüflingen wenigstens alte Prüfungsbögen ausgehändigt, so dass man sich auf die Fragen einstellen kann. Nachdem ich schon sehr lange nicht mehr lernen musste, tat ich mir am Anfang schon schwer.
Ich hatte mir aus dem Internet den Lehrplan heruntergeladen und jeden Punkt von jedem Fach nachgeschlagen, gegoogelt und auf Karteikarten geschrieben. Und die alten Bögen durchgearbeitet. Schriftlich hat so echt gut geklappt.
Die praktischen Prüfungen sind eher ein Witz, geprägt von Willkür und dem Nasenfaktor.
Zusammenfassend kann man sagen, es wird nur Wert auf die (überzogenen theoretischen)"pädagogischen Aspekte" gelegt. Bei Hauswirtschaft z.B ist es nicht wichtig was man kocht oder bäckt, oder wie es schmeckt. Statt dessen wird darauf geachtet, ob du dein Küchenmesser unbeaufsichtig liegen lässt.- Ist mir zweimal passiert, ich hatte es aber im Reflektionsgespräch erkannt. Dass ich jedoch ein Rezept kochte, bei dem ohnehin jedes Kind ein eigenes Messer zum schneiden benötigte, war unwichtig. Ebenso sollte man zu Beginn JEDES Arbeitsmittel auf die Arbeitsplatte legen. Da lag dann auch das Brotmesser -> Punktabzug. Da sind so viele Widersprüche, dass sich einem nur die Haare zu Berge stellen können.
In der Sportprüfung hatte ich 10 Minuten Vorbereitungszeit, während der sich die beiden Prüferinnen vor mir privat unterhalten hatten. Dann 30 Minuten Zeit um ein Programm mit 10 Einzelpunkten und 10 bewegungsfaulen 10. Klässlern durchzuführen. Wenn man das mit Erklären und Vormachen ausrechnet, hätte jedes Kind 12 Sekungen Zeit für eine Übung. Auch soll die Einführung die Kinder motivieren.... kinder SIND MOTIVIERT sich zu bewegen. (Habe selbst jahrelang Kinderturnen betreut!) Echt ein Witz! Auch die Unterschiede der Prüfungen. In München für Sport: Thema ziehen und 10 Minuten Vorbereitung. In Trausnstein 1 Woche Vorbereitungszeit.
Für SPP kann ich nur allen raten, sich selbst einen schönen Kindergarten zu suchen, in dem man nach Möglichkeit öfters hospitieren kann. Mein KiGa hätte mich sofort fest übernommen. Die zwei (kinderlosen) Prüferinnen hätten mir am liebsten eine 4 gegeben, die meine Leitung aber noch abwenden konnte.
Ich arbeite seit zehn Jahren als stellvertretende Leitung in einer Mittagsbetreuung.Ich wollte diesen Abschluss einfach für mich machen. Abgesehen vom Zertifikat bin ich um viele Erfahrungen reicher geworden.
Mein Fazit der 4 Monate Prüfungszeit:
Es ist zu schaffen, aber man muss schon was tun.
Schaut dass ihr nicht in die Tumblinger müsst.
Auch wenn man anfangs niemenden kennt, tauscht euch untereinander aus!
In den Praktischen Prüfungen: Motivierende Einleitung- auch wenn man sich manchmal blöd vorkommt. Schwerpunkt auf die Pädagogik
Eigentlich sollte man meinen, der Staat sollte froh sein um jede neue Kinderpflegerin, die für diesen Hungerlohn arbeiten möchte und den Anwärtern nicht lauter Knüppel zwischen die Beine werfen.
Ich werde abschließend auch noch einen Brief an das Kultusministerium schreiben und hoffe, dass das mit mir noch viel andere auch tun, um vielleicht eines Tages etwas an diesem System zu ändern.
Wenn jemand noch eine brauchbare Bücherliste für Bayern braucht, kann ich sie gerne noch zusammenschreiben!
Allen, die es noch vor sich haben wünsche ich VIEL GLÜCK!!!